Noch mal: Wiederholungen spielen?

Noch mal: Wiederholungen spielen?

am 20.07.2006 13:18:50 von Mike Sound

nn sie besser
identifizieren und "speichern". Musik als Zeitkunst fordert ja vom Hörer
eine wesentlich höhere Gedächtnisleistung als beispielsweise ein Bild oder
eine Statue. Wenn man nun dafür plädiert, Wiederholungen zu streichen, nimmt
man dem "normalen" Hörer diese Möglichkeit. Bei "Experten", d.h. ausübenden
Musikern, Leuten, die die Noten vorher genau angeschaut haben u.ä. ist
dieses musikalische Gedächtnis viel mehr ausgeprägt. Sie können eher auf
"Reprisen" :-) verzichten.

Ich kann mich noch aus meiner MuWi-Zeit an Untersuchungen über "Den Einfluss
von wiederholten Darbietungen auf das Wohlgefallen an Musikstücken" oder
Roman Ingardens Abschnitte über Musik in seinem Buch über die Ontologie der
Kunst erinnern. Die Ergebnisse dort scheinen mir meine Meinung -
Wiederholungen spielen - zu stützen.

Was haltet ihr von der These "Die Wiederholungen sind dafür da, den Hörer
mit dem musikalischen Material vertraut zu machen"?

MichaelOn Tue, 18 Jul 2006 14:27:38 +0200, Oliver Scholz <>
wrote:

>Das glaube ich nicht. So ganz bewusstlos kann man meines Erachtens
>auch Haydn nicht (und gerade nicht Haydn) hören, ohne sich zu
>langweilen oder einzuschlafen.

So sehe ich das auch ...

>Mit dem Verbalisieren ode

Re: Noch mal: Wiederholungen spielen?

am 20.07.2006 21:10:59 von Lionel Tacchini

br /> .. Bei
> der Wiederholung hört der die Motive und Themen erneut und kann sie bes=
ser
> identifizieren und "speichern".

Das stimmt nicht immer. Als Neuling fand ich die Wiederholungen, die
ich aus Unerfahrung nicht als soche erkannte, verwirrend. Ich habe mich
gelangweilt und die Konzentration verloren. Diese "Taktik" wurde erst
erfolgreich, als ich instande war, die Struktur zu erkennen.

> Musik als Zeitkunst fordert ja vom Hörer
> eine wesentlich höhere Gedächtnisleistung als beispielsweise ein Bild=
oder
> eine Statue. Wenn man nun dafür plädiert, Wiederholungen zu streichen=
, nimmt
> man dem "normalen" Hörer diese Möglichkeit. Bei "Experten", d.h. aus=
übenden
> Musikern, Leuten, die die Noten vorher genau angeschaut haben u.ä. ist
> dieses musikalische Gedächtnis viel mehr ausgeprägt. Sie können ehe=
r auf
> "Reprisen" :-) verzichten.
>
> Ich kann mich noch aus meiner MuWi-Zeit an Untersuchungen über "Den Ein=
fluss
> von wiederholten Darbietungen auf das Wohlgefallen an Musikstücken" oder
> Roman Ingardens Abschnitte über Musik in seinem Buch über die Ontolog=
ie der
> Kunst erinnern. Die Ergebnisse dort scheinen mir meine Meinung -
> Wiederholungen spielen - zu stützen.
>
> Was haltet ihr von der These "Die Wiederholungen sind dafür da, den H=
örer
> mit dem musikalischen Material vertraut zu machen"?

Ich glaube, sie trifft bei bestimmten Werken, bei bestimmten
Komponisten zu, und war nicht die einzige Motivation, Wiederholungen zu
schreiben.
Man weiß von Brahms, daß er die Wiederholungen seiner ersten und
zweiten Symphonien selber nicht mehr spielen ließ, "weil das Publikum
die Themen schon kannte", dafür behielt er sie in der dritten
Symphonie. Bei anderen Stücken bringen Wiederholungen einen gewollten
repetitiven Charakter. Die Tanzmusik lebt auch davon.
Die Wiederholung der sehr kurzen Exposition in Beethovens 5. Symphonie
hat dramatischen Charakter und bereitet die Wirkung der Durchführung
vor.

Weiß jemand, warum zu welcher Zeit und mit welchem Zweck
Wiederholungen wervendet wurden ? Ich vermute mehrere Absichten.

Lionel TacchiniOn Thu, 20 Jul 2006 08:22:51 +0200, Wolfram Heinrich
<> wrote:

>Am Wed, 19 Jul 2006 17:03:50 +0200 schrieb Peter Brixius:
>
>> Das war in den Zeiten, als man noch kulant war an der Kinokasse (es
>> hört sich sowieso mehr nach einem Programmkino an).
>
>Es war ein

Re: Noch mal: Wiederholungen spielen?

am 22.07.2006 18:20:39 von Mike Sound

gen, die
>ich aus Unerfahrung nicht als soche erkannte, verwirrend. Ich habe mich
>gelangweilt und die Konzentration verloren. Diese "Taktik" wurde erst
>erfolgreich, als ich instande war, die Struktur zu erkennen.

Fandest Du es nicht interessant, Themen wieder zu erkennen und als schon
gehört zu identifizieren? Und dadurch auch zu einer besseren Erkenntnis der
Struktur zu kommen?

>> Was haltet ihr von der These "Die Wiederholungen sind dafür da, den Hörer
>> mit dem musikalischen Material vertraut zu machen"?

>Ich glaube, sie trifft bei bestimmten Werken, bei bestimmten
>Komponisten zu, und war nicht die einzige Motivation, Wiederholungen zu
>schreiben.
>Weiß jemand, warum zu welcher Zeit und mit welchem Zweck
>Wiederholungen wervendet wurden ? Ich vermute mehrere Absichten.

Da würde ich auch gerne eure Meinungen hören.

MichaelThorsten Meyer schrieb:
>>Verstehe ich dich richtig, dass man
>>Hervorbringnisse von pubertierenden Jugendlichen verbieten sollte?
>
>
> Pubertierende Jugendlich produzieren das ja nicht, aber sie konsumieren
> es blind.
> Mal davon abgesehen, dass diese "Musik" überhaupt absolut gar nichts
> hat*, was irgendwie ansprechend sein könnte (k

Re: Noch mal: Wiederholungen spielen?

am 23.07.2006 13:15:51 von Lionel Tacchini

Tacchini schrieb:
> >Das stimmt nicht immer. Als Neuling fand ich die Wiederholungen, die
> >ich aus Unerfahrung nicht als soche erkannte, verwirrend. Ich habe mich
> >gelangweilt und die Konzentration verloren. Diese "Taktik" wurde erst
> >erfolgreich, als ich instande war, die Struktur zu erkennen.
>
> Fandest Du es nicht interessant, Themen wieder zu erkennen und als schon
> gehört zu identifizieren? Und dadurch auch zu einer besseren Erkenntnis=
der
> Struktur zu kommen?

Ich habe bei der Wiederholung die Themen schon erkannt, nur die
Wiederholung als solche nicht. Es war bei Brahms 1. und 2. Symphonie,
die ich mit Wiederholung der Exposition im 1. Satz kennengelernt habe,
für mich ein Problem. Mein Erlebnis der Musik war ohne Wiederholung
besser, weil der Konzentrationsverlust nicht eintrat.
Erst als ich von Leonard Bernstein die Sonatenform anhand der Jupiter
Symphonie in einem seiner "Young People's Concerts" erklärt bekam,
änderte sich das Phenomen.

Lionel TacchiniAm Sun, 23 Jul 2006 18:13:09 +0200 schrieb Thorsten Meyer:

> Auch wenn ich sonst sehr liberal eingestellt bin, aber bei so einem
> Dreck wünschte ich mir manchmal, es gäbe ein Kontrollgremium,
> das diesen Mist verbietet.

Die Argumentationsfigur "ich bin eigentlich... aber..." ist sehr
bemerkenswert.
"Ich bin ja ein sehr toleranter Mensch, aber..."